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Die Walz aus der Pfalz auf Mission in Albanien
Hans-Peter Briegel soll die Fußball-Nationalmannschaft zur WM
2006 führen –
„Auch hier zählt nur der Erfolg“
von Oliver Trust
Germersheim - Die Kellertür daheim hat Hans-Peter
Briegel schnell wieder zugemacht. „Ein Chaos“, sagt er und grinst.
Überall Sportklamotten und Sporttaschen. „Gut, dass man die Tür
einfach schließen kann und nichts mehr sehen muss.“ Selbst, wenn er
wollte, Briegel fehlt die Zeit, um für Ordnung in seinem Haus in
Germersheim zu sorgen. Vor einer Woche erst kam er nach Hause. Seit
Sonntag ist er schon wieder unterwegs, im Trainingslager in Italien
– mit Albaniens Nationalmannschaft.
„Wenigstens mein Italienisch wird wieder besser“, sagt Briegel
und lacht. Die meisten in Albaniens Hauptstadt Tirana sprechen
italienisch. Und sie sind froh, dass ihr neuer Nationaltrainer sie
versteht und mit ihnen sprechen kann, weil er als Profi in Italien
bei Hellas Verona spielte. Jetzt ist der 47-Jährige der Rudi Völler
von Albanien. Oder zumindest fast. Der Auftrag beinhaltet für ihn
und seinen Assistenten, den früheren Kaiserslauterer Profi Axel
Roos, eine schwere Mission: die Qualifikation für die EM 2004 in
Portugal. Gegen die Schweiz reichte es beim 1:1 zum einzigen Punkt.
Seit zwei Jahren hat Albanien kein Spiel gewonnen. „Die Leute
erwarten nicht die EM-Qualifikation, aber sie sprechen über die WM
2006“, sagt Briegel, dessen Vertrag bis Oktober 2003 läuft und eine
einseitige Option für ihn enthält, bis 2006 zu verlängern.
Nun tingelt er durchs Land. Zwei Stunden für 80 Kilometer über
holprige Straßen. Der Verkehr in der „Stadt mit den zwei Gesichtern“
(Briegel) ist eine echte Herausforderung. Ampeln gibt es kaum. Die
Leute springen zwischen den neuen Hotels, den Läden mit
italienischem Marmor und teuren Elektrogeräten und den bröckelnden
Errungenschaften der Diktatur über die Straße. „Sie sind alle
freundlich“, sagt Briegel. Und sie mögen die Deutschen. „Die kennen
alle Namen, vor allem der früheren Spieler. Jedes Ergebnis“. Selbst
beim Fanklub des FC Bayern München in Tirana schaute Briegel vorbei.
„Sie haben mich eingeladen“. In diesem armen Land taugen sogar
Pfälzer und Aufsichtsratsmitglieder des 1. FC Kaiserslautern wie
Briegel als Botschafter des bayrischen Fußballs.
Dieser Job gehörte zur angenehmeren Seite seiner Arbeit. Sonst
stehen Gespräche mit der Verbandsspitze, Termine mit Spielern,
Besuche von Spielen, Training, Sichtung und Studium von
Videokassetten an. „Es wurden extra Begegnungen verlegt, damit ich
möglichst viele sehen kann“, erzählt er. „Ich will U-21-Spieler
suchen, die den Sprung nach oben schaffen können.“
Sie sollten gleich mit ins Trainingslager nach Italien. 14 Tage
Intensivkurs mit einem Turnier gegen Rapid Wien, Teams aus Bulgarien
und der Nationalmannschaft Vietnams. „Ich will sehen, wie die
Mannschaft auf internationalem Niveau zurecht kommt.“ Die meisten
Nationalspieler haben Verträge im Ausland, überall in Europa, auch
in Deutschland. Igli Tare war einst in Kaiserslautern, Fatmir Vata
kickt in Bielefeld, Altin Lala in Hannover und Ervin Skela in
Frankfurt. „Wir müssen herausfinden, ob wir nur mit dem routinierten
Stamm in die Qualifikationsspiele gehen oder ob Neue dazu kommen“,
sagt Briegel. Albaniens Fußball verfüge über ein gewisses Niveau,
sagt er. Keiner der Fußball-Großmächte hat jedenfalls gerne in
Albanien gespielt, auch in Deutschland ist die „Schmach von Tirana“,
das 0:0 im Dezember 1967, unvergessen.
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