Briegels Versuch, am
Vorstandsvorsitzenden René C. Jäggi vorbei Karl-Heinz Feldkamp als
Sportdirektor in die Pfalz zu lotsen, mutet wie ein Rückfall in die
Zeit vor Jäggis Amtsantritt und vor der Wahl des neuen
Aufsichtsrates an. Vorstand und Aufsichtsrat arbeiten wieder
gegeneinander, tragen einen offenen Machtkampf aus, als hätte es den
folgenschweren Zwist in diesem Sommer nie gegeben.
Lautern hat ohne Jäggi
keine Zukunft
Der „Frankfurter
Allgemeinen Zeitung“ bestätigte Briegel: „Ich wäre sicher dafür,
dass Kalli Feldkamp zurückkommt.“ Und setzt damit seinen
Konfrontationskurs gegen Jäggi ungebremst fort. Dass Jäggi sich
brüskiert fühlt, seine Zukunft beim Tabellenletzten der
Fußball-Bundesliga mit der des von ihm engagierten Trainers Eric
Gerets verbindet, ist eine logische Folge, die Briegel mit seinem
eigenmächtigen Vorgehen wohl nicht bedacht hat.
Ohne Jäggi hätte der 1. FC
Kaiserslautern derzeit kaum eine Zukunft. Der Topmanager aus der
Schweiz, der sich auch mit seinem Einsatz für den Schuhhersteller
Romika in Rheinland-Pfalz einen Namen gemacht hat, genießt bei
Banken und in der Landesregierung Vertrauen. Von den Bürgschaften
des Landes und der Stadt Kaiserslautern, von den Krediten der Banken
ist der mit fast 30 Millionen Euro verschuldete FCK abhängig.
Fragwürdige
Briegel-Rolle
Ob die Geldgeber das gleiche
Vertrauen in Briegel setzen würden, der sich seinen Ruf allein auf
dem Fußball-Platz im Trikot der „Roten Teufel“ und der
Nationalmannschaft erarbeitet hat, ist mehr als fraglich. Briegel,
einst als „Walz aus der Pfalz“ Markenzeichen für den Fußball made in Kaiserslautern, genießt das Vertrauen vieler Vereinsmitglieder.
Bei der
Jahreshauptversammlung am 5. November, als mit der Wahl eines neuen
Aufsichtsrates der trügerische Neubeginn eines harmonischen
Miteinanders gezeichnet wurde, verschaffte sich Briegel mit
populistischen Äußerungen und Forderungen Gehör.
Jäggi mittendrin im
Intrigenspiel
Dabei ist auch seine Vita
nicht ohne Stolperer: Zum einen hat ihn Otto Rehhagel einst als
Manager entmachtet, zum anderen gilt Briegel als Intimus des
Spielerberaters Roger Wittmann. Der Schwager von Mario Basler hat
über seine Agentur „Rogon“ allein zwölf Pfälzer Kicker unter Vertrag, verdient am FCK bestens und gilt als heimlicher Machthaber
aus der Ära unter Jürgen Friedrich.
In diesem Intrigenspiel
blickt auch Jäggi nicht mehr durch. „Ich bin kein Hampelmann“, sagt
der Schweizer, der noch immer keinen Vertrag unterschrieben hat.
Seine einzige Personalentscheidung seit seinem Amtsantritt vor drei
Monaten war die Verpflichtung von Gerets.
Trainer als
Bittsteller
„Wenn man mich zwingt den
Trainer zu entlassen, dann muss man auch mich entlassen“, droht Jäggi. Gerets ist kein unerfahrener Trainer, dem ein Sportdirektor
oder Senior-Coach wie Karl-Heinz Feldkamp vor die Nase gesetzt
werden kann, das weiß Jäggi. Und das weiß auch Briegel, selbst wenn
er behauptet, es ginge dem Aufsichtsrat nur darum, „dass wir Gerets
unterstützen und helfen wollen“.
Fakt ist aber auch: der
Trainer wirkt nach wenigen Wochen überfordert. Tritt als Bittsteller
bei einer Mannschaft auf, die eine lose Ansammlung von überschätzten Altstars, überforderten Youngstern und überbezahlten Legionären ist.
Kein Zusammenhang, kein Zusammenhalt. Doch genau diese Truppe ist
mit hoch dotierten Verträgen ausgestattet, „die uneingeschränkt für
die zweite Liga Gültigkeit besitzen“ (Jäggi). Bis zur Winterpause
fällt nun auch noch Kapitän Thomas Hengen wegen einer Knieverletzung aus. Die meisten Spieler - Mario Basler, Ciriaco Sforza, Miroslav
Klose - stützen den Trainer zumindest verbal bedingungslos.
Pfalztheater geht
weiter
Gerets-Bilanz ist mit nur
einem Sieg aus elf Spielen mehr als ernüchternd. Werner Lorant (Fenerbahce Istanbul) und Stefan Kuntz, der im September beim
Karlsruher SC entlassen wurde, werden bereits als Gerets-Nachfolger gehandelt. Lorant hat zwar noch keinen Kontakt aber schon ein Rezept. „Mit Schönspielen kommst du jetzt nicht mehr weiter. Jetzt
musst du kämpfen und treten, die Messer müssen gewetzt werden“, so
Lorant gegenüber „Sport1“. Briegel strebt angeblich eine
Kombination Kuntz/Feldkamp an.
„Einen Trainerwechsel kann
sich der Verein gar nicht leisten“, blockt Jäggi ab. Das Chaos ist komplett, das Pfalztheater geht weiter. Jäggi weiß es: „Mir ist
weniger vor der sportlichen Situation bange, als vor den anderen Bomben, die hier noch liegen.“