Die Bergvölker in Thailand
Teil 2

von Wilfried Briegel


DIE Meo

auch Hmong oder Miao genannt, bilden mit etwa 80.000 Stammesmitgliedern und einem Anteil von 16 % die zweitstärkste Gruppe unter den Bergstämmen. Sie setzen sich in Thailand aus zwei Hauptzweigen zusammen: die weißen Meo, "Hmong Deaw" genannt, und die grünen oder blauen Meo, den "Hmong Njva". Bezeichnend für diese beiden Untergruppen ist die unterschiedliche Kleidung und Siedlungsstruktur.

Die Legenden der Meo berichten darüber, daß ihre Vorfahren in einem vereisten Land mit strengen Wintern und langen Nächten gelebt haben. Die Vermutung ist daher naheliegend, daß sie aus den Hochsteppen Tibets, Sibiriens und der Mongolei nach China eingewandert sind. Auf jeden Fall erwähnen chinesische Schriften aus der frühen Epoche der legendären Kaiser (2852 bis 2255 v. Chr.) einen wilden Stamm, den San Miao, was übersetzt "die drei Miao heißt". Die Annalen berichten über ein Auflehnen der Miao gegen die chinesischen Reichsgründer, dann aber, von so großen Persönlichkeiten wie den Kaisern SHUN und YU DEM GROßEN unterdrückt wurden. Noch heute streiten Historiker und Sinologen ob man die heutigen Meo als Nachfahren jener San Miao betrachten darf. Vieles spricht dafür.

Wie die Geschichte weiter berichtet setzten sie ihren Widerstand gegen das chinesische Kaiserreich fort, was ihre uralte, schriftlose Kultur zu bewahren vermochte. Aufgrund ihrer Abwehrreaktionen forderten sie ihre Unterdrückung durch die Chinesen erst recht heraus, was zur Folge hatte, daß sie immer weiter südlich, in die unwirtlichen Gebirgsregionen vertrieben wurden. Ihre Aufständigkeit wurzelt in dem festen Glauben, daß sie einen überirdischen König und eine eigene Schrift erhalten werden. Dieser König würde es ihnen ermöglichen sich von der chinesischen Herrschaft zu befreien und ein eigenes Staatswesen zu errichten.

Nach einem fehlgeschlagenen Aufstand gegen die chinesische Regierung, in der Mitte des 19. Jahrhunderts, wanderten die Meo nach Laos und Vietnam ein. Von dort expandierten sie im Laufe der letzten 100 Jahre nach Thailand, wo sie vorwiegend in den Provinzen Chiang Mai und Chiang Rai, entlang der laotischen Grenze bis hinunter nach Kamphaeng Phet ein neues Zuhause fanden. Trotzdem leben immer noch über vier Millionen von ihnen in China.

Traditionell bevorzugen die Meo die Höhenlagen des gebirgigen Nordens ab einer Höhe von 1.000 Metern. Ihren Unterhalt bestreiten sie mit der Landwirtschaft. Vornehmlich bauen sie Mais und Bergreis an, züchten Schweine, Pferde und Geflügel. Aber auch der Mohnanbau wird vor allen Dingen in unwegsamen Gebieten betrieben, wo die Drogenbosse sorgsam über die Felder wachen. Auf Druck der Thai wurde der Anbau dieser traditionellen Pflanze jedoch verboten und wird zusehends durch Kaffee, Obst und Soja ersetzt. Ein Großteil der Meo ist dem Bestreben der thailändischen Regierung gefolgt was auch eine Veränderung der Lebensweise mit sich bringt. Immer mehr von ihnen verlassen die höher gelegenen Regionen und begeben sich in die weitaus fruchtbareren Täler wo sie Naßreis bestellen können. Als weiteres Argument für den Umzug sind die Nähe zu Städten, Märkten und Straßenverbindungen zu werten. So sind sie etwa auf dem Nachtbasar von Chiang Mai in größerer Zahl anzutreffen .

Die Meo sind Halbnomaden und verlegen ihre Dörfer alle fünf bis sieben Jahre. Spätestens dann, wenn die durch die Brandrodung gewonnenen Felder ausgelaugt sind.

Eine Verlegung des Dorfes wird sorgfältig geplant. Der Dorfälteste, der die größte Achtung genießt, besichtigt verschiedene Gegenden um nach einem geeigneten Siedlungsplatz Ausschau zu halten. Nach seiner Rückkehr erstattet er Bericht. Dann zieht eine Gruppe von Männern los, die endgültig einen geeigneten Standort auswählen soll. Dabei werden folgende Überlegungen angestellt: Wenn dies ein guter Ort ist, warum hat noch niemand vor uns hier ein Dorf errichtet? Gibt es genügend Platz zwischen dem Dorf und den Feldern, so daß die Haustiere die Feldfrüchte nicht zerstören werden? Ist in der näheren Umgebung noch genügend Land vorhanden, für Verwandte und Freunde die vielleicht später zuziehen wollen? Gibt es einen geeigneten Platz um die Toten zu begraben?

Nachdem man sich für ein Gebiet entschieden hat, ziehen einige Familien voraus um das neue Dorf zu gründen. Zunächst werden provisorische Schutzhütten errichtet, dann wählt man die eigenen Felder und für jene die nachfolgen aus. Anschließend wird soviel Reis oder Mais angebaut, daß der Bedarf des gesamten ursprünglichen Dorfes für ein Jahr gedeckt ist. Als Lohn für die mühevolle Arbeit dürfen sie die erste Wahl ihrer eigenen Anbauflächen treffen. Und erst nach der Ernte folgen die übrigen Dorfbewohner.

Für die Errichtung des Dorfes gibt es keinen vorgeschriebenen Dorfplan, jedoch besitzen die Dörfer oft Hufeisenform. Jedes Haus ist talwärts gerichtet und niemals stehen zwei Häuser in direkter Linie zueinander. Dieses Vorgehen wurzelt im Geisterglauben. Die guten Geister gelangen nur auf geradem Weg in ein Haus, und die Meo möchten sie auf diesem Weg durch nichts behindern. Auch sind die Dörfer weder umzäunt noch haben sie Tore wie etwa die Akha-Dörfer.

Bevor mit dem eigentlichen Hausbau begonnen wird (Schutzhütten sind nicht mit den späteren Häusern identisch) sind Ritualbefragungen der Geister der Ahnen unabläßlich. Zögernd trifft eine Familie die Entscheidung, genau an jener Stelle ihr Heim zu errichten. Ein "Zeremonialgeld-Opfer" wird zu Rate gezogen, ob sie auch den richtigen Standort gewählt haben. Sofern diesem Opferritual keine ablehnenden Zeichen folgen, wird das Grundstück gesäubert und eingeebnet. Um den Grund, der den Fußboden des Hauses bildet einzuhärten, wird er zuvor befeuchtet und anschließend festgestampft.

Nachdem die ersten beiden Pfosten errichtet sind, verkündet das Familienoberhaupt: "Hier lebe ich jetzt! Alle übelwollenden Geister mögen sich von nun an fernhalten." Dann wird eine Feuerstelle eingerichtet und ein vorläufiger Altar gebaut. Erst im Anschluß daran geht der eigentliche Hausbau weiter, der mitunter in nachbarschaftlicher Hilfe bestritten wird. Nach der Fertigstellung folgen noch verschiedene Opfer von Hühnern und Hähnen damit die Ahnen und andere Schutzgeister die neue Wohnstätte in Besitz nehmen. Und über der Türöffnung wird ein hölzernes Schwert angebracht, welches das Eindringen böser Geister verhindern soll.

In der Mitte des Wohnraumes befindet sich eine offene Feuerstelle. Herd, Tisch, Altar und Reisstampfer sind zur Wand hin plaziert. Drei separat abgeteilte Schlafräume beherbergt das Haus ebenfalls. Gedacht sind sie für Eltern, Kinder und die Gäste.
Die kleinste soziale Einheit der Meo ist die Familie. Dazu zählen auch die Großeltern sofern sie noch leben. Und es ist ungeschriebenes Gesetz, daß das älteste männliche Mitglied unbegrenzte Autorität über seine Angehörigen ausübt. Alle anderen Mitglieder des Haushaltes sind ihm in allen wichtigen Entscheidungen untertan. Er trägt die Verantwortung für das Wohlergehen der Familie und muß auch Streitigkeiten unter den Angehörigen schlichten.

Die Sippe ist die nächst größere Gesellschaftsstruktur, die mit dem Dorf identisch ist. Sie besteht selten aus mehr als zehn Haushalten und das Oberhaupt ist, wie in der Familie, zugleich Dorfältester. Ihm unterstehen sämtliche Haushaltsvorstände. Wichtige Entscheidungen können nur mit Zustimmung aller älteren Männer gefällt werden. In Versammlungen werden sogar Abgeordnete gewählt, die die Gemeinschaft bei der Regierung vertreten sollen.

Mit der Geburt beginnt das Dasein eines jeglichen Lebewesens, die immer als freudiges Ereignis angesehen wird. Um so unterschiedlicher sind die Glaubensinhalte die einem Neugeborenen zugedacht sind, von Kultur zu Kultur, von Religion zu Religion. So glauben die Meo daß jedes Baby durch eine "Gottheit der Kinder" (Poor Dlang Por) in diese Welt geschickt wird. Die ersten drei Tage eines Lebens gehört es noch der Geisterwelt an. Im Falle eines Ablebens während dieser Zeitspanne wird dem Kind eine Begräbnisfeier nicht zugedacht. Aber sobald drei Tage nach der Geburt verstrichen sind, fordert der Vater des Kindes einen der Dorfältesten auf, eine Zeremonie zu vollziehen. Dabei werden Poor Dlang Por zwei Hühner als Dankopfer dargebracht. Die Seele des Kindes wird bei dieser Zeremonie aufgefordert, von nun an immer im Körper und im elterlichen Haushalt permanent anwesend zu sein. Gleichzeitig wird damit die Aufnahme des Kindes in die Menschenwelt und die Verwandtschaftsgruppe kundgetan. Das Kind erhält seinen Namen und wird den Schutzgeistern des Haushaltes vorgestellt, die es in Zukunft mit beschützen sollen.

Sobald die Kinder in das heiratsfähige Alter kommen, das bei etwa 18 Jahren liegt, beginnt die Brautwerbung, die unterschiedliche Formen annimmt. Das Neujahrsfest bietet hierzu die beste Gelegenheit zu freien. Man trifft sich auf einem ebenen Platz in Dorfnähe um mit den schwarzen Stoffbällen die von den Mädchen angefertigt wurden Fangen zu spielen. Dabei stellen sich Jungen und Mädchen separat in zwei Reihen zueinander auf. Der Abstand beträgt etwa fünf bis zehn Meter. Jedes Mädchen wirft nun dem Jungen ihrer Wahl einen Ball zu. Wer den Ball nicht fängt muß dem Partner ein Kleidungs- oder Schmuckstück als Pfand geben, das durch das Singen eines Liebesliedes wieder eingelöst werden kann. Pro Pfand wird immer ein Lied zugedacht.

Viele junge Männer zieht es aber auch des Abends in benachbarte Dörfer um die Gnädigste ihrer Wahl zu betören. Die Besucher fordern dabei die Mädchen auf aus ihren Häusern zu kommen und ihnen Gesellschaft zu leisten. Wenn die Angebetete Interesse hat wird sie mit dem Jungen ausgehen, oder wie es bei den Weißen Hmong der Fall ist, den Liebhaber auffordern in ihren Schlafraum zu kommen. Bei den Blauen Hmong ist diese Praktik allerdings nicht erlaubt.

Willigt ein Mädchen in die Heirat ein mit dem Jungen ein, so muß dieser zunächst noch die Genehmigung der Eltern einholen. Schließlich müssen sie ja den Brautpreis und die Hochzeit bezahlen. Der Bräutigam darf seine Angetraute dann in sein Elternhaus holen. Der Vater des Jungen schickt nun zwei Repräsentanten zu den Eltern des Mädchens um ihnen mitteilen zu lassen, daß sie nun Mitglied ihrer Familie ist. Ferner wird nach einem Hochzeitsdatum gefragt.

Oft ist es auch schon vorgekommen, daß nun die Mutter versucht ihre Tochter zurückzuholen. Sie schlägt die Ärmste mit Stocken und beschimpft denjenigen der sie "gestohlen" hat. Damit will sie kundtun wie unglücklich sie bei dem Gedanken ist, die Tochter zu verlieren. Und nebenbei versucht sie dadurch den Brautpreis in die Höhe zu drücken.

Ist der Brautpreis, der zumeist in Silberbarren abgegolten wird, zwischen beiden Parteien ausgehandelt, steht der Hochzeit nichts mehr im Weg. Es kommt auch vor daß ein Mann zwei oder drei Frauen heiratet. Allerdings muß er dann sehr wohlhabend sein. Wenn die Frau unglücklich mit dem Mann verheiratet ist und sich von ihm trennen will, kann sie dies nur nach Rückzahlung des Brautpreises tun. Die Kinder bleiben aber, sofern sie welche gezeugt haben, in der Familie des Ehemannes.

Bei der Hochzeitsfeier, die im Hause des Bräutigams stattfindet, tragen die Meo auch ihre typischen Trachten. Die Kleidung der Weißen Hmong und der Blauen Hmong sind dabei von unterschiedlichem Schnitt und Farbe. Die Männer beider Gruppen tragen schwarze Hosen die aus Baumwolle gefertigt sind. Bei den Weißen Hmong wird die Hose über der Taille gefaltet und oben eingeschlagen. Die Hosen der Blauen Hmong sind extrem weit. Sie haben schmale Öffnungen an den Knöcheln, doch ihr sehr breiter Schritt fällt bis zwischen Wade und Knöchel herab.

 

Die Jacken beider Gruppen sind ebenfalls aus schwarzem Stoff gearbeitet. Als Material dient Baumwolle, selten Samt oder Satin. Sie sind sehr kurz, so daß sie die Taille nicht bedecken. Der Kragen fehlt ganz aber die Muster sind von leuchtender Farbe und sehr feiner Machart. Sie stechen sofort ins Auge. Auch die Schärpen, die bis zu sechs Meter lang sein können, zeigen dieselben bunten Verzierungen auf.

Die Frauen der Blauen Hmong tragen knielange Faltenröcke aus handgewebtem Hanf. Mit einem eigens dafür angefertigten Instrument, das aus einem Holzgriff und einer dreischneidigen Messingfeder besteht, tragen die Frauen das gewünschte Muster mit Bienenwachs auf den Stoff auf. Danach wird der Stoff in kalte Indigofarbe eingetaucht. Das Wachs wird durch Kochen entfernt und zur Weiterverwendung abgeschöpft.

Die Röcke der Weißen Hmong-Frauen sind nicht von bunter Machart, sondern bestehen aus schlichtem weißen Hanfstoff. Diese Röcke werden allerdings nur zu festlichen Anlässen getragen. Alltags werden nur weite schwarze Hosen angezogen.

Beide Frauengruppen tragen schwarze Jacken aus Baumwolle die ebenfalls reiche Verzierungen aufzeigen. Ein Kragen ist zumeist vorhanden. Er hat oft rechteckiges Format. Die Ornamentik weist ebenfalls bunte Muster auf.

Eine besondere Eigenart die bei den Meo einen großen Stellenwert einnimmt, ist der Hang zum Silberschmuck. Ein Großteil ihres Vermögens wird in dieser Form angelegt. Alle Meo, ob Kind, Erwachsener oder Greis, tragen zumindest bei festlichen Anlässen silberne Halsringe und Armreifen. Dem Kleinkind wird bei der Namengebungszeremonie ein Halsreifen aus Silber angezogen. Dieser soll die Seele im Körper festhalten und symbolhaft zum Ausdruck bringen, daß das Kind nun zur Menschenwelt gehört. Überhaupt Silber hat für den Meo eine besondere Bedeutung, es steht für Wohlstand und Lebenskraft.

 

Fortsetzung im nächsten Heft.

Termine für 2001
16.05.2001: Thai-Box Gala in Basel (Schweiz)
19.05.2001: Thai- u. Kick-Box Gala in Memmingen
26.05.2001: Profi Muay-Thai Gala in Winterthur (Schweiz)
17.06.2001: Offene Bayerische Landesmeisterschaft Amateur Muay-Thai in Regensburg
Juli 2001: Internationales zweiwöchiges Kick-Box Trainingscamp in Sri Lanka u. Amateur Kick-Box Länderkampf Deutschland vs Sri Lanka (verbandsoffen)
05.08.2001: Profi Muay-Thai Gala auf der Insel Pag (Kroatien)
14.10.2001: Thai- u. Kick-Box Gala u. Europatitelkampf Kick-Boxen in Ratheim (Frauen)
27.10.2001: Thai-Box Gala u. Frauen Welttitelkampf Muay-Thai in Ratheim
17. - 19.11.2001: Intern. Lehrgang Krabbi-Krabong u. Nuat Phean Thai in Rommerskirchen
24.11.2001: Profi Muay-Thai Gala in Basel (Schweiz)
25.11.2001: Intern. Österreichische Amateur Muay-Thai Meisterschaft 2000 in Leoben (Oesterreich)

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41415 Grevenbroich
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