Albert Einstein

1 : Der Versuch einer Biografie
(von Torsten Briegel)

1. Kindheit und Jugendzeit

 

Albert Einstein wurde am 14. März 1879 in Ulm geboren. Sein Vater war Kaufmann jüdischer Religion, welcher eine kleine Fabrik zur Produktion von Dynamos, Bogenlampen und Meßinstrumenten besaß. Doch das Unternehmen florierte nicht sehr, so daß die Familie mehrmals umziehen mußte (München, Padua, Mailand).

Albert Einstein war weder ein Wunderkind noch Musterschüler. Obwohl er die Anlage zum frühreifen, eigenwilligen Genie von Geburt an besaß, dachten seine Eltern sogar eine Zeitlang, er sei geistig zurückgeblieben, da er erst sehr spät sprechen lernte.

In allen Stadien seiner Ausbildung/Schulzeit sog er begierig mathematische und physikalische Kenntnisse ein. Trotzdem attestierte ihm ein Lehrer, daß er es nie zu etwas Rechtem bringen würde, weil Einstein den streng formalen Unterricht auf dem von ihm besuchten Münchener Luitpoldgymnasium ablehnte. Ständig hatte er Probleme in der Schule, da er immer wieder gegen die Schuldisziplin verstieß. Ein weiteres Problem war für ihn die Verherrlichung des Militär; in dieser Zeit allgemein üblich im Wilhelminischen Deutschland. So verließ er 1894, im Alter von fünfzehn Jahren, auf eigenen Entschluß die Schule.

Nach einem kurzen Besuch der internationalen Schule in Mailand, wo die Familie in Zwischenzeit wohnte, beschloß er, sich bei der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich zum Studium einzuschreiben. Leider bestand er die Aufnahmeprüfung nicht, da seine Kenntnisse der der klassischen Sprachen zu wünschen übrig ließen. Erst im Oktober 1896 gelang es ihm dann, einen Studienplatz für das mathematische-physikalische Fachlehrerstudium zu ergattern, nachdem er zuvor seine fehlenden Sprachkenntnisse auf Vordermann gebracht hatte.

2. Das Studium

Einstein besuchte während des Studiums die Vorlesungen keineswegs regelmäßig. Manche Quellen berichten sogar davon, daß er permanent die Vorlesungen schwänzte. Mittlerweile hatte er sich endgültig auf die Physik spezialisiert, da er an der Mathematik ihre Aufspaltung in so viele verschiedene Sachgebiete kritisierte, die so völlig unabhängig voneinander waren. Diese Vernachlässigung der Mathematik mußte er später, wie er selbst sagte, schwer bezahlen, da er diese nun für ein tieferes Eindringen in die Physik benötigte. "Diese (Bedeutung der Mathematik) dämmerte mir erst allmählich, nach Jahren selbständiger wissenschaftlicher Arbeit" d.h. beim Ausbau der Relativitätstheorie. Einstein mußte während der Zeit des Studiums zwei Examen über sich ergehen lassen. Zwei Monate vor dem 2. Examen begann er, anhand der Aufzeichnungen eines Freundes Tag und Nacht zu pauken. Die Folge dieser Vorbereitung war, daß er nach Bestehen des Examens im Frühling 1900 die Wissenschaft für ein Jahr satt hatte. Zunächst arbeitete er als Rechenmaschine für einen Züricher Astronomen, sowie eine Vertretung am Technikum Winterthur für den mathematischen Unterricht. Danach war er vorübergehend Lehrer an einem Knabenpensionat in Schaffhausen.

3. Die Arbeit beim Patentamt

Als "Experte dritter Klasse" erhielt Einstein zwei Jahre nach Abschluß des Studiums eine Arbeitsstelle beim Schweizer Patentamt. Die tägliche Arbeit konnte er in drei bis vier Stunden erledigen, so blieb im deshalb noch genügend Zeit für seine denkerischeTätigkeit. So nimmt es nicht Wunder, daß Einsteins Genialität in dieser Phase zum Durchbruch kam. 1905 veröffentliche er drei grundlegende Arbeiten in Band 17 der "Annalen der Physik". In einer Arbeit gab er den abschließenden Beweis der kinetischen Wärmelehre, in einer Abhandlung "Über einen die Erzeugung und Verwandlung des Lichtes betreffenden heuristischen Gesichtspunkt" erklärte er den lichtelektrischen Effekt mit einer Weiterführung der Planckschen Quantentheorie, und in einem Artikel "Zur Elektrodynamik bewegter Körper" entwickelte er die spezielle Relativitätstheorie. Für diese Arbeit bekommt er 1921 den Nobelpreis für Physik zugesprochen.

4. Der Ruhm und das Dritte Reich

Die Arbeiten von 1905 machten Einstein berühmt. 1909 berief ihn die Uni Zürich auf den Lehrstuhl für theoretische Physik. Über weitere Stationen bekam er 1913 in der Preußischen Akademie der Wissenschaften eine wissenschaftliche Stelle. So konnte er die ganze Zeit forschen, ohne durch Verwaltungs- oder Lehraufgaben gestört zu werden.

Einstein verbrachte in Berlin 20 Jahre, in denen er sich im wesentlichen ungestört der Forschung widmen konnte. Obwohl er schon zuvor von seinen Gegnern heftigst wegen seiner Lehren attackiert wurde, es gab sogar eine "Gesellschaft der Einsteingegner", verließ Einstein erst 1932, das kommende Unheil wohl ahnend, Deutschland. Ende 1933 erklärte er von Belgien aus seinen Austritt aus der Preußischen Akademie der Wissenschaft. Über England ging Einstein nach Amerika, wo er an der renommierten Universität von Princeton eine Stelle annahm, die es ihm ermöglichte, nur zu forschen. Dort verbrachte er auch dann denn Rest seines Lebens, bevor er am 18.4.1955 starb.

I. Die Jüdische Identität und der Kampf gegen Hitler

Als Einstein noch in Berlin lebte, wollte er in seinem Denken und Handeln immer eine Art Weltbürger sein. Er hatte sich eigentlich nie groß für seine jüdische Identität interessiert, er lebte vielmehr für die Wissenschaft und das Vorantreiben der Forschung. Erst die Judenpogrome in Deutschland bewirkten, daß er seine Position überdachte. Es begannn eine Phase der inneren Identität mit dem Judentum. Seit dem Zeitpunkt der Gründung des Staates Israel sympathisierte Einstein mit diesem. So half er z.B. bei der Geldsammlung zum Aufbau der Uni Jerusalem.

Durch die Nationalsozialisten sah er das höchste menschliche Gut die Freiheit bedroht. Er verabscheute schon seit der Kindheit den deutschen Militarismus: "Ich verachte alle, die es lieben im Takt der Musik zu marschieren, denn sie haben ihr Gehirn nur aus Zufall bekommen, ein Rückgrat hätte dazu vollkommen gereicht."

Entsprechend radikal war er auch dann in seinem persönlichen Kampf gegen die Naziherrschaft. In dieser Zeit entstand auch das berühmte Zitat, "Zwei Dinge sind unendlich: das Universum und die menschliche Dummheit. Aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.", welches ein Ausdruck der Verachtung des Personenkult in Nazideutschland war. Aber auch umgekehrt war Einstein den Nazis ein Dorn im Auge. Sie setzten eine Prämie von 50000 Reichsmark auf seinen Kopf aus, sein persönlicher Besitz in Deutschland war schon lang zuvor beschlagnahmt worden.

Der Pazifist Einstein wandelte sich allmählich in seiner Einstellung vom Pazifisten zum überzeugten Kämpfer gegen das Böse, da er erkannte, daß er Pazifismus der 30-iger Jahre erst die Voraussetzungen für den 2-ten Weltkrieg und den Genozid an den Juden geschaffen hatte. Folglich unterzeichnete er auch einen Brief an den amerik. Präsidenten Roosevelt, in welchem dazu aufgerufen wurde, mit den Vorbereitungen zum Bau einer Atombombe zu beginnen, bevor die Nationalsozialisten diese Waffe in ihren Händen halten würden. Einstein nahm an diesen Arbeiten nicht teil und kritisierte gemeinsam mit anderen amerikanischen Physikern dann auch 1945 die Anwendung der neuartigen Waffe gegen Japan.

II. Das wissenschaftliche Werk Einsteins

Einstein ließ sich bei seinen wissenschaftlichen Arbeiten von grundsätzlichen Prinzipien leiten. Die Welt war für Einstein das Werk eines schöpferischen Geistes, welcher sie als einheitliches Ganzes nach Gesetzen geformt hatte. Diese Gesetze zu finden, das System, nach dem die Welt beschaffen war, aufzuschlüsseln, ohne dabei das einheitliche Ganze zu zerstören, so beschrieb Einstein seine Arbeit.

Widersprüche im System, das Fehlen von inneren Zusammenhängen empfand er als Zeichen des unvollkommenen Verständnisses. Darum war der Zug zur Vereinheitlichung des Systems der Physik eine wesentlichere Triebfeder für Einsteins Forschung als das Streben nach Auffindung neuer Tatsachen.

Ein Beispiel dafür mag die spezielle Relativitätstheorie sein. Man spricht auch von einem universalen Invarianzgesetz. Durch die Gleichung E=m*c² vereinigte Einstein den Massenerhaltungs mit dem Energieerhaltungssatz.

(Invarianzgesetz: Alle Grundgleichungen der Physik lauten gleich in Koordinatensystemen, welche sich mit gleichförmiger Geschwindigkeit gegeneinander bewegen.

Einstein traf so merkwürdige Annahmen, wie z.B. eine bewegte Uhr geht langsamer als eine ruhende, ein bewegter Stab ist in der Bewegungsrichtung verkürzt, die Masse von bewegten Teilchen wird größer oder die Gleichung E=m*c². Diese Fakten ergeben sich durch Invarianz und sind experimentell bestätigt worden. Man registriert diese Phänomene im Alltagsleben nicht, weil die Geschwindigkeiten bei denen sich die hier vorkommenden Ereignisse sehr klein sind gegenüber der Lichtgeschwindigkeit.)

Charakteristisch für Einsteinsarbeiten waren die genauen Vorhersagen über mögliche Experimente zur Bestätigung seiner Theorien. Ebenso war es typisch, daß Einstein immer bemüht war, so wenig Hypothesen wie möglich aufzustellen und diese möglichst allgemein zu halten. Einstein leitete alle von ihm benutzten Gleichungen aus den einfachen und allgemeinen Postulaten her.

Einsteins Verdienst ist die Schaffung der Grundlagen der modernen Physik, auf die noch heute aufgebaut wird.

- Theoretische Basis für einen Beweis der atomaren Struktur der Materie

- Die Vorstellung das Licht aus Energieteilchen besteht (Quantentheorie)

- Spezielle und allgemeine Relativitätstheorie

- (theoretische Analyse über die Brownsche Bewegung von Molekülen)

2 : Überlichtgeschwindigkeiten

Einleitung

Experimentelle Messungen von Überlichtgeschwindigkeiten sorgen schon seit Jahren immer wieder für Aufregung. Gemäß der Relativitätstheorie von Albert Einstein würden damit nämlich Reisen in die Zukunft möglich sein. Das ist natürlich sehr faszinierend, weil man so zum Beispiel wirtschaftliche Vorteile erlangen könnte. Andererseits würden aber auch mögliche Reisen in die Vergangenheit zu Paradoxa führen. Die Welt wäre jedoch viel verständlicher, wenn überhaupt keine Zeitreisen existierten und alles in seiner geordneten zeitlichen Reihenfolge abliefe - das nennen wir Kausalität.

Das waren mehr oder weniger die Schlagworte. Was ist aber nun wirklich dran an den Überlichtgeschwindigkeiten? Sind sie real? Kann man sie nutzen? Verletzen sie die Relativitätstheorie und geschieht hiermit eine wissenschaftliche Revolution? Es ist wirklich nicht leicht, diese Fragen ordentlich und auch noch leicht verständlich zu beantworten. Auch unter den Wissenschaftlern wird noch heftig darüber diskutiert. Hier also der Versuch die Probleme zu klären - leider müssen der Kürze wegen einige Kenntnisse vorausgesetzt werden.

Messung und Theorie

Elektromagnetische Mikrowellen (z.B. Richtfunk), welche durch einen zu engen Hohlleiter (rechteckige Metallröhre) hindurch gelangen, und Lichtteilchen, welche einen Spiegel durchqueren, legen im Mittel diese Strecken mit Überlichtgeschwindigkeit zurück. Das Phänomen, daß etwas durch eine Barriere hindurch kommt, obwohl es eigentlich nicht verständlich ist (wie etwa ein Ball, der mit zuwenig Schwung auf einer Seite einen Berg hinauf rollt und dann doch auf der anderen Seite erscheint), nennt man Tunneln. Ist hier wirklich ein lokalisierbares und identifizierbares Objekt schneller als das Licht gewesen? Leider läßt sich das nicht so genau sagen. Die experimentellen Ergebnisse werden nämlich nur mit einer Wellentheorie richtig beschrieben. Dort betrachtet man einen zeitlichen Impuls, der wie beim Rundfunk durch Modulation einer Trägerfrequenz (diese bestimmt den Sendekanal) mit einem Signal entsteht (die korrekte Bezeichnung ist Wellenpaket). Solch ein Signal kann ein einfacher Impuls oder ein ganzes Musikstück sein. Theoretisch entsteht das Wellenpaket durch eine Überlagerung von Wellen mit verschiedenen dicht beieinander liegenden Frequenzen. Die Hüllkurve dieses Wellenpaketes wird im weiteren als Impuls bezeichnet und beschreibt lediglich den zeitlichen Verlauf der Wahrscheinlichkeit, etwas an einem Ort zu detektieren. Jede einzelne Welle ist in Raum und Zeit unendlich ausgedehnt und deshalb nicht lokalisierbar. An einem Hindernis wird Frequenzabhängig ein großer Teil einer jeden Welle reflektiert und ein kleiner Teil kommt hindurch - und zwar exponentiell weniger, je länger das Hindernis ist - ein Charakteristikum des Tunnelns. Ein Hindernis ist also keine absolute Barriere; Tunneln kann auf ein enges Frequenzband um die Trägerfrequenz beschränkt sein. Hinter dem Hindernis überlagern sich die gedämpften Wellen zu einem neuen Impuls. Es zeigt sich, daß das Maximum des getunnelten Impulses zu einem früheren Zeitpunkt auftaucht, als wenn leerer Raum anstelle des Hindernisses vorhanden wäre. Wenn man - rein theoretisch - einen Impuls zu einem Zeitpunkt plötzlich einschaltet, so wandert diese Einschaltstufe (man redet hier von der Front) mit Lichtgeschwindigkeit durch den Raum, egal womit er gefüllt ist. Das heißt, daß hierfür auch ein beliebiges Hindernis überhaupt keine Rolle spielt, und deshalb ist die Frontgeschwindigkeit gleich der Lichtgeschwindigkeit. Solch eine Front ist aber niemals beobachtbar, weil die Höhe der Einschaltstufe in der Natur immer Null ist - praktisch verschwindet sie stets im Rauschen.

Anwendung

In der Elektrotechnik ist es üblich, Information mittels Impulse zu übertragen. Es bietet sich dann an, zu entscheiden, ob tatsächlich ein Impuls aus dem allgegenwärtigen Rauschen erwachsen ist, wenn sein Maximum festgestellt wird. Zur verläßlichen Informationsübertragung muß also ein Ereignis herangezogen werden, daß am wenigsten durch Störeinflüsse verfälscht ist. Aus diesem Grund würde man in der Technik eine digitale Information zeitlich in der Nähe des Auftreten des Maximums identifizieren. Da in Computern die Höhe von Rechteckimpulsen über die kurzen Distanzen sich kaum ändert, werden dort oft die Flanken von solchen Impulsen ausgewertet, wobei diesmal die Identifikation anhand des Überschreitens einer vorgegebenen absoluten Höhe festgemacht wird. Dies ist bei getunnelten Signalen aufgrund der starken Dämpfung nicht mehr anwendbar. Man müßte das Signal erst wieder verstärken, welches allerdings Zeit kostet. Auf diese Weise kann kein Zeitgewinn erzielt werden. Bei analogen Signalen, wie etwa Musik, kann man sich die akustischen Schwingungen als Zug von aufeinander folgenden Impulsen vorstellen. Jedes gedämpfte Maximum kommt hinter einem Tunnelstück früher an als normal und ihre Abstände verändern sich bei bestimmten Tunnel-Typen überhaupt nicht. Die Information wird also klar identifizierbar übertragen. Leider ist die Dämpfung durch den Tunnel von dessen Länge sehr stark abhängig. Bei einer Verdoppelung der Länge wird der Transmissionsfaktor (< 1) quadriert. Damit ist die Nutzbarkeit extrem beeinträchtigt. Allenfalls im Bereich mikroskopischer Abstände könnten Vorteile entstehen. Hierzu gehören Halbleiter-Bauteile wie etwa Tunnel-Dioden. Kombiniert mit nicht-linearen Effekten sind schon jetzt ultraschnelle Schalter realisiert.

Relativitätstheorie

In der speziellen Relativitätstheorie wird die Masse von Objekten nicht berücksichtigt. Trotz dieser Vereinfachung zeigt diese Theorie, daß Raum und Zeit nicht absolut sind, sondern daß räumliche und zeitliche Abstände zwischen zwei Ereignissen von der relativen Geschwindigkeit zu dem betrachteten Objekt abhängen. Ein Ereignis ist hierbei eine Zustandsänderung an einem bestimmten Punkt in Raum und Zeit, etwa dadurch realisiert, daß ein Objekt diesen Punkt erreicht oder verläßt. Der (vermeintliche) Beobachter nimmt gemäß der Theorie dieses Ereignis durch ein Lichtsignal wahr, welches exakt im Moment der Zustandsänderung vom betreffenden Punkt ausgesendet wird und welches sich mit exakt Lichtgeschwindigkeit durch den (eigentlich leeren) Raum bewegt. Der Beobachter mißt den zeitlichen Abstand zweier Ereignisse auf einer von ihm mitgeführten und somit bewegten Uhr. Die Theorie besagt dann, daß die so wahrgenommenen räumlichen Abstände kürzer und die zeitlichen Abstände länger sind, wenn der Beobachter nicht relativ zum Objekt ruht. Dies wird durch eine Formel beschrieben, die gewährleistet, daß die wahrgenommene zeitliche Reihenfolge (irrespektive der Abstände) von zwei Ereignissen sich nicht ändert, solange die Relativgeschwindigkeit kleiner als die Lichtgeschwindigkeit ist.

Eine Verletzung dieser Kausalität wäre also nur möglich, wenn ein Beobachter mit Überlichtgeschwindigkeit reisen würde. Allerdings würden dann auch nur bereits eingetretene Ereignisse früher wahrgenommen werden können als solche die vor noch längerer Zeit stattgefunden haben. Man würde also einen Film rückwärts sehen. Der Anfang dieses Filmes ist immer in der Gegenwart des Beobachters, welches aber in der Zukunft des ersten Ereignisses liegen kann.

Nimmt man die Gravitation hinzu, so erhält man die allgemeine Relativitätstheorie von Einstein, welche experimentell gut bestätigt ist - z.B. sagt sie voraus, daß die Uhren auf einem sehr hohen Berg etwas schneller laufen als auf Meereshöhe. Es ergibt sich, daß ein Körper nicht schneller als die Lichtgeschwindigkeit werden kann, weil die Beschleunigungsenergie in immer mehr Masse des Körpers und kaum in mehr Geschwindigkeit umgesetzt wird. Für massebehaftete makroskopische Körper ist die Lichtgeschwindigkeit eine absolute obere Schranke. Über Teilchen jenseits dieser Schranke wurde schon viel spekuliert - man nennt sie Tachyonen. Aber die Theorie läßt eine Wechselwirkung und damit einen Informationsaustausch von solchen Tachyonen mit normaler Materie nicht zu. Wenn ein Beobachter aber Informationen aus der Zukunft zurück schicken soll, so muß er eine Masse haben, um irgendwie mit der Information in Wechselwirkung zu treten, denn sonst kann er sie überhaupt nicht aufnehmen. Von einer Zeitreise kann hier also absolut keine Rede sein. Damit verschließt sich uns eine Möglichkeit, Informationen aus der Zukunft zu erhalten oder gar Handlungen in der Zukunft zu begehen. Daher stammt die These, daß Wirkungen aufgrund irgendeiner Ursache sich im Raume nur mit Lichtgeschwindigkeit ausbreiten können.

Philosophie

In der Relativitätstheorie bekommt die Zeit die gleiche Bedeutung wie eine Raumkoordinate. Ein Objekt bewegt sich auf einer Linie in dem vierdimensionalen Raum-Zeit-Kontinuum. Unter Einfluß von irgendwelchen Kräften wird diese Bahn gekrümmt. Ja allein die Anwesenheit einer großen Masse verursacht eine Verzerrung des Raumes. Damit bewegen sich Objekte auch nicht mehr linear auf der Zeitachse. In extrem komplizierten Fällen, etwa mit schleifenartigen Bewegungen im vier-dimensionalen Raum, ist diese Zeitachse nicht mehr das geeignete Mittel die Reihenfolge des Erlebens der Bahn durch ein Objekt zu beschreiben. Hierzu müßte man einen neuen Bahnparameter einführen. Wichtig werden solche Effekte allerdings nur in der Nähe von schwarzen Löchern. In unserer täglichen Erfahrung ist die erlebte Zeit nach wie vor der bedeutungsvolle Bahnparameter.

Im Gegensatz zur Relativitätstheorie wird in der sogenannten Quantenmechanik (Wellentheorie für mikroskopisch kleine Teilchen wie die Elementarteilchen) die Existenz einer Bahn schließlich ganz in Frage gestellt. In der Wellentheorie werden nur noch Wahrscheinlichkeiten betrachtet, die angeben, wie wahrscheinlich es ist, an einem Ort ein Teilchen zu einer gegebenen Zeit zu detektieren. Üblicherweise wird das Teilchen mit einem ausgedehnten Wellenpaket gleichgesetzt. Man kann also nicht mehr sicher sein, wo das Teilchen gerade ist. Insbesondere in geometrischen Situationen, in denen sich das Wellenpaket in mehrere Teile aufteilt (wie etwa bei einer Tunnel-Region) ist eine Identifikation selbst von einer ungefähren Bahn nicht mehr möglich. Wenn aber der Bahnbegriff nicht definiert ist, so dann doch auch nicht der Begriff einer Geschwindigkeit und einer Zeitspanne für eine zurückgelegte Strecke. Die Quantenmechanik ist aber kein Widerspruch zur Relativitätstheorie. Auch die Wellen mit den verschiedenen Frequenzen verhalten sich relativistisch - ihre Wellenlängen und -frequenzen erfahren die gleichen räumlichen Verkürzungen und zeitlichen Dehnungen bei Betrachtung von einem bewegten Standpunkt aus.

Was ist nun Information? Trägt oder ist gar ein Teilchen eine Information? Ist Information eine absolute Einheit? Die Experimente und auch die tägliche technische Anwendung zeigen, daß Information je nach Situation kodiert ist. Sie benötigt einen Träger und sie selbst ist die Veränderung dieses Trägers. Solche Veränderungen machen den Code aus. Übereinkünfte darüber ermöglichen den technischen Informationsaustausch. Auch auf biologischer Ebene sind solche Übereinkünfte im Rahmen der Evolution erfolgt. Untersuchungen haben gezeigt, daß auch Gehirne nur auf Reize, das heißt Situationsänderungen, reagieren - ja, ein biologischer Sensor filtert aus seiner Informationsflut solche Änderungen heraus und leitet nur diese weiter. Dies spart enorm an Übertragungskapazität ein. Solche Kompressionsverfahren werden seit einiger Zeit auch bei Computern eingesetzt.

Ausblick

Eine wissenschaftliche Revolution findet trotz Messung von Überlichtgeschwindigkeiten nicht statt. Ursache dafür ist, daß es nicht möglich ist die Meßereignisse einzelnen Teilchen zuzuordnen; vielmehr erhält man die Aussage über extrem kurze mittlere Laufzeiten nur durch Vergleich unterschiedlicher Ensemble, nämlich von allen losgeschickten und von den wenigen, welche die Barriere tatsächlich durchwunden haben. Eine echte Ausnutzung des Zeitvorteils scheidet aus, weil nicht alle Teilchen das Ziel erreichen und man nicht vorhersagen kann, welches individuelle Teilchen es denn schaffen wird. Die Theorie ist nicht für individuelle Teilchen gemacht, so daß es nach wie vor fraglich ist, ob ein einzelnes mikroskopisch kleines Teilchen wirklich schneller als das Licht sein kann. Nur wenn man erhebliche Verluste in Kauf nimmt wären im Mittel winzigste Zeitgewinne möglich. Es hängt von der speziellen Anwendung ab, ob sich der Aufwand lohnt. Zeitreisen scheinen nach dem derzeitigen Wissenstand immer noch unmöglich. Es dürfte wohl auch im gesellschaftlichen Interesse sein, wenn wir alle uns von der Zukunft stets aufs Neue überraschen lassen müssen.

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