Wenige Tage nach dem Burgfrieden vom Betzenberg hat Trainer Otto Rehhagel deutliche Skepsis an einer erfolgreichen Zukunft des 1. FC Kaiserslautern angemeldet.
Verhandelt mit
Slavia Prag: FCK-Manager Hans-Peter Briegel. Foto:
Reiser
"Wenn man sich beim FCK in kleinkarierten Streitereien verliert und nicht lernt, global zu denken, dann wird es schwer, jemals wieder einen internationalen Wettbewerb zu erreichen", sagte der früherere Bremer in einem Interview mit der "Sport-Bild". Erst am Wochenende hatte Rehhagel seinen Streit mit dem sportlichen Leiter Hans-Peter Briegel beigelegt, der dem Trainer Alleingänge und einen Hang zur Selbstdarstellung vorgeworfen hatte und sich anschließend entschuldigen mußte. Nachdem diese Diskrepanzen zumindest vorübergehend ausgeräumt scheinen, haben die Lauterer Verantwortlichen ihre Bemühungen vor allem um Rehhagels Wunschkandidaten Ciriaco Sforza wieder aufgenommen. |
Für die Verpflichtung des Schweizer Nationalspielers müßten die Pfälzer aber tief in die Tasche greifen, denn sein jetztiger Klub Inter Mailand verlangt eine Ablösesumme von acht bis zehn Millionen Mark. "Dieser Betrag übersteigt unsere Möglichkeiten bei weitem, schließlich wird für Sforza auch ein nicht unbeträchtliches Salär fällig", meinte der Aufsichsratsvorsitzende Jürgen Friedrich, der der Verwirklichung des Sforza-Transfers wenig Chancen einräumt.
Otto Rehhagel will aber für seinen potentiellen Mittelfeldregisseur freilich nichts unversucht lassen. "Inter Mailand ist bereit, ihn abzugeben. Und solange eine Chance besteht, Ciriaco Sforza zu bekommen, werden wir um ihn kämpfen", sagte der 58jährige, der in seinem zweiten Jahr beim 1. FC Kaiserslautern auf jeden Fall nichts mit dem Abstieg zu tun haben will.
Auch für Torhüter Andreas Reinke werden schwerere Zeiten anbrechen, denn in der kommenden Saison soll er starke Konkurrenz bekommen. Der Wiederaufsteiger wird nach Angaben von Briegel "auf jeden Fall" einen starken, international renommierten Torhüter verpflichten, zumal der langjährige FCK-Keeper Gerry Ehrmann künftig nur noch die Torhüter trainieren wird.
Kandidaten für den Platz im Lauterer Tor sind der tschechische Nationaltorhüter Petr Kouba (Deportivo La Coruna), der litauische Nationalkeeper Ginteras Stauche (Galatasaray Istanbul) und der 13fache polnische Nationaltorhüter Adam Matysek (FC Gütersloh). Favorit ist Kouba, der nach einer Verletzung beim spanischen Erstligisten seinen Stammplatz verlor.
Doch Briegel weilte Anfang dieser Woche auch aus einem anderen Grund in Tschechien: Er will bei Slavia Prag den kroatischen Abwehrspieler Sladan Asanin loseisen. Die Prager sollen allerdings zwei Millionen Mark fordern, eine Summe, die der 1. FC Kaiserslautern ebenfalls nicht zu zahlen bereit ist. Die derzeit gezeigte Vorsicht hat auch in der Vergangenheit schon mehrfach die Verpflichtung von guten Leuten verhindert. Vor der vorletzten Saison konnte kein adäquater Ersatz für Sforza geholt werden. In letzter Konsequenz führte dies dann zum Abstieg in die zweite Liga. (lrs)
Weihnachtsruhe beim 1. FC Kaiserslautern - und doch hat sich einiges beim Zweitliga-Spitzenreiter mit Beginn der Winterpause getan.
Gefordert: Manager Hans-Peter Briegel (links) und Geschäftsführer Wilfried de Buhr. Foto: Endres |
Der Spielerkader ist kleiner geworden, denn Andreas Broß kehrt nach nur halbjährigem Gastspiel in der Pfalz mit einem einzigen Zweitliga-Einsatz voller Frust wieder in seine fränkische Heimat zurück. Der 25jährige Mittelfeldspieler, der für eine Ablösesumme von 200 000 Mark zu Saisonbeginn vom TSF Ditzingen kam, wird künftig wieder für die Franken in der Regionalliga Süd dem Ball nachjagen (es stand in der PZ). Die Gerüchte um spektakuläre Neuzugänge beim 1. FC Kaiserslautern halten sich hartnäckig - doch nach Angaben von Manager Hans-Peter Briegel ist vorerst nicht mit "Vollzug" zu rechnen. "In der Winterpause wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit nichts mehr tun - wir werden mit dem bisherigen Kader in die Rückrunde gehen," kündigte der Ex-Nationalspieler an. Der Verein werde auch nicht zum "Abfalleimer" der Profiligen werden, polterte der neue Präsident Hubert Keßler. "Wer für andere nicht gut genug ist, ist es auch für uns nicht." |
Gut genug wäre der Essener Torjäger Angelo Vier für den 1. FC Kaiserslautern gewesen - wenn er ihn bekommen hätte. Der ehemalige Schüler von Cheftrainer Otto Rehhagel bei Werder Bremen, der nach einem Umweg über Arminia Bielefeld nun als "Leihgabe" beim abstiegsbedrohten Zweitliga-Aufsteiger Rot-Weiß Essen gelandet ist, stand auf der Wunschliste der Pfälzer.
Zumal er in dieser Saison bereits sieben Tore erzielte - ebensoviele wie der tschechische Nationalspieler und EM-Teilnehmer Pavel Kuka bei den Lauterern.
Doch Essens Trainer Rudi Gores lehnte eine von Rehhagel übermittelte Lauterer Offerte schlitzohrig ab: Nur wenn der 1. FC Kaiserslautern im Gegenzug Jürgen Rische und Frank Greiner an die Essener abgebe, sei das Geschäft mit Vier zu machen. Jetzt paßte der 1. FC Kaiserslautern: Zwei für Vier wäre eine zu schlechte Rechnung...
Zuvor hatte bereits Hans-Peter Briegel eine Abfuhr von seinem Cheftrainer Otto Rehhagel erhalten: Der vom FCK-Manager als Neuzugang ins Spiel gebrachte ukrainische Nationalspieler Valerij Polunin fiel bei Rehhagel durch - "weil er zu klein ist". Insider staunten - die Körpergröße des Ukrainers war schon vor seinem dreitägigen Probetraining auf dem Betzenberg bekannt...
Der 1. FC Kaiserslautern sieht den Spielermarkt zumindest in Deutschland derzeit "abgegrast": Bis zum Ende der offiziellen Wechselmöglichkeit Mitte Januar dürfte sich auch kaum etwas tun, zumal die Verantwortlichen ihren Winterurlaub angetreten haben. Briegel: "Wir werden den Markt - auch international - weiterhin genau beobachten, denn wenn wir aufsteigen, müssen Verstärkungen dringend her..." Zumindest darin ist er sich mit Cheftrainer Rehhagel einig, der offensichtlich ohne Abstimmung mit dem Manager mit Verhandlungen um neue Spieler begann.
Der umtriebige Aufsichtsratsvorsitzende Jürgen Friedrich ist im Hintergrund auf anderem Gebiet aktiv: Er begann im administrativen Sektor aufzuräumen, holte den Marketingbereich in die Eigenverantwortung des Clubs zurück und hofft, "daß wir mit unseren Fanartikeln in Zukunft endlich schwarze Zahlen schreiben". In die Kritik ist offensichtlich auch der kaufmännische Geschäftsführer Wilfried de Buhr geraten, dem vom Aufsichtsrat und Präsidium auferlegt wurde, "die Geschäftsführung und den Kundendienst sofort zu optimieren".
Derweil berät Friedrich bereits mit seinem alten Freund Otto Rehhagel die "Zeit nach dem Wiederaufstieg". Während Friedrich davon ausgeht, daß der 58jährige Erfolgstrainer auch in der Bundesliga beim 1. FC Kaiserslautern bleiben wird, hält sich Rehhagel bedeckt: "Ich bin mit dem Ziel angetreten, den 1. FC Kaiserslautern wieder in die Bundesliga zurückzuführen - alles andere hat bis dahin nur zweitrangige Bedeutung..." (spe)
Sportlich auf dem Platz an der Sonne, ist der 1. FC Kaiserslautern in der Führungsebene fast am Tiefpunkt.
Rücktritt: Manager Hans-Peter Briegel hat beim FCK das Handtuch geworfen. Foto: Endres
Drei Tage nach der beschönigenden Jahreshauptversammlung wurde der Bundesliga-Spitzenreiter gestern durch den Rücktritt von Manager Hans-Peter Briegel aus den schönsten Träumen gerissen.
Gegenüber dem Präsidium und dem Aufsichtsratsvorsitzenden Jürgen Friedrich hatte Briegel seine Entscheidung kundgetan, die zwar nach außen völlig überraschend kam, für Insider aber nicht ganz unerwartet. Offiziell wollte der frühere Nationalspieler nichts über seine Gründe verlauten lassen. Aber die zurückliegenden Querelen mit dem allgewaltigen Trainer Otto Rehhagel zum Ausklang der Zweitliga-Saison und die angeblich fehlende Rückendeckung durch Aufsichtsrat und Präsidium haben Briegel frustriert aufgeben lassen. |
Bereits am heutigen Dienstag wird er seinen Schreibtisch räumen. Über seine Nachfolge gibt es bereits Spekulationen. Naheliegend wäre ein Einstieg des Weltmeisters von 1990, Andreas Brehme, der sportlich unter Rehhagel kaum noch zum Zuge kommt.
In einer Erklärung der Lauterer zum Briegel-Rücktritt heißt es lapidar, der 42jährige Manager habe mitgeteilt, "daß er definitiv am 21. Oktober seine Tätigkeit als sportlicher Leiter beim 1. FC Kaiserslautern einstellt". Hans-Peter Briegel sehe in der Beendigung seiner Tätigkeit das Ende einer erfolgreichen Periode, die den Verein in die erste Bundesliga zurückgeführt habe. Briegel war erst im Sommer 1996 für den beurlaubten Rainer Geye eingesprungen.
"Sein Rücktritt resultiert aus der Summe vieler Ereignisse, die Herr Briegel zu diesem Schritt veranlaßt", heißt es in der offiziellen Erklärung der Lauterer. Briegel habe diese Entscheidung "aus rein privaten Gründen" getroffen. Der 72fache Nationalspieler wollte bereits im Juni aus seinem Amt ausscheiden, als der Streit um die sportlichen Kompetenzen mit Rehhagel eskalierte.
Doch Aufsichtsrats-Chef Jürgen Friedrich konnte den als geradlinig bekannten Briegel noch einmal überreden, bei seinem Stammverein weiterzumachen. Die Probleme waren damit jedoch nicht aus der Welt geschafft, sondern nur vertagt.
Der 42jährige galt als "idealer Ansprechpartner für die Mannschaft" (Kapitän Andreas Brehme). Nach dem fast traumatischen Bundesligaabstieg hatte Briegel dafür gesorgt, daß mit Martin Wagner, Andreas Brehme, Miroslav Kadlec und Pavel Kuka die Leistungsträger für den sofortigen Wiederaufstieg blieben. Zudem hatte er mit dem Brasilianer Ratinho einen Mann mit Zukunft geholt und später auch ohne großes Aufhebens die spektakuläre Rückkehr des Schweizer Nationalspielers Ciriaco Sforza eingefädelt.
Doch immer wieder funkten ihm andere Führungsmitglieder beim Traditionsverein in die Arbeit. Angefangen von "Alleinherrscher" Rehhagel über Präsident Hubert Keßler mit spontanen, aber nicht realisierbaren Wunschvorstellungen bis zu Aufsichtsratsmitglied Karlheinz Feldkamp, Der Ex-Trainer hatte eine klare Kompetenzverteilung und Zusammenarbeit zwischen Rehhagel und Briegel gefordert hatte: "Wenn es nicht geht, muß einer gehen". Briegel zog nun die Konsequenzen und nahm seinen Hut.
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